VATM und Dialog Consult stellen Studie zum deutschen Telekommunikationsmarkt 2015 vor

VATM und Dialog Consult stellen Studie zum deutschen Telekommunikationsmarkt 2015 vor

21.10.2015

•    Gesamtumsatz der TK-Dienste leicht rückläufig
•    Wettbewerber tragen 54 Prozent der Investitionen
•    Datenvolumen in Festnetz und Mobilfunk steigt weiter deutlich
•    Zahl der Breitbandanschlüsse wächst auf 30,9 Millionen
•    Nur ein Viertel der Verbraucher nutzt vorhandene FTTB/FTTH-Anschlüsse
•    Deutsche telefonieren täglich 954 Millionen Minuten und simsen weniger

Die wichtigsten Ergebnisse:

Düsseldorf, 21. Oktober 2015. Die Umsätze mit Telekommunikationsdiensten in Deutschland werden 2015 voraussichtlich mit 57,9 Milliarden Euro erneut leicht rückläufig sein (-0,6 Milliarden Euro). Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um 1,0 Prozent. Dabei wird der Umsatz im Mobilfunkbereich um rund 0,2 Milliarden Euro auf 24,8 Milliarden Euro (-0,8 Prozent) und im gesamten Festnetzbereich um 0,4 Milliarden Euro auf 33,1 Milliarden Euro (-1,2 Prozent) zurückgehen. Der Umsatz mit Kabelnetzen steigt dabei hingegen in die-sem Jahr um 0,5 Milliarden Euro (+9,8 Prozent) auf 5,6 Milliarden Euro. Das sind Ergebnisse der 17. gemeinsamen TK-Marktstudie, die Dialog Consult und VATM heute in Düsseldorf vorgestellt haben.

„Der leichte Umsatzrückgang im Gesamtmarkt hat in erster Linie drei Ursachen: Die weiter sinkenden Verbraucherpreise, den Rückgang bei Sprach- und SMS-Nutzung sowie eine zunehmende Kunden-Konzentration im Geschäftskundensegment und dadurch einen Rückgang der GK-Umsätze. Die deutliche Zunahme der Datennutzung sowohl in Fest- als auch in Mobilfunknetzen führt nicht zu einem Ausgleich der beschriebenen Effekte“, erläuterte Studienautor Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, Gesellschafter der Dialog Consult GmbH und Inhaber des Lehrstuhls für TK-Wirtschaft an der Universität Duisburg-Essen. Im Festnetz-Segment verbuchen die alternativen TK-Anbieter insgesamt ein leichtes Umsatzminus in Höhe von 2,8 Prozent auf 14,1 Milliarden Euro (-0,4 Milliarden Euro). Der Umsatz der Telekom sinkt 2015 in diesem Bereich um 3,6 Prozent auf 13,4 Milliarden Euro. Im Mobilfunkbereich erzielen die Wettbewerber einen Umsatz von insgesamt 16,7 Milliarden Euro (-0,4 Milliarden Euro), die Telekom von 8,1 Milliarden Euro (+0,2 Milliarden Euro).

Trotz sinkender Umsätze steigt auch in diesem Jahr die Höhe der Investitionen in Sachanla-gen um 5,4 Prozent und liegt bei 7,8 Milliarden Euro (2014: 7,4 Milliarden Euro) – der seit 2002 höchste Wert. Die Wettbewerber tragen mit 4,2 Milliarden Euro erneut mehr als die Hälfte (53,8 Prozent) des Investments. Seit der Marktliberalisierung haben sie in Deutschland 66,5 Milliarden Euro investiert, die Telekom 60,6 Milliarden Euro.

Die alternativen Anbieter beschäftigen in 2015 53.500 (2014: 53.700) Mitarbeiter, die Deutsche Telekom 112.500 (2014: 114.700).

Die Zahl der Festnetz-Breitbandanschlüsse steigt in diesem Jahr erneut: Sie nimmt um rund 1,1 Million auf 30,7 Millionen zu (+3,7 Prozent). Etwa 2,1 Millionen Haushalte (+350.000) werden in Deutschland Ende 2015 an Glasfasernetze mindestens bis zum Gebäudekeller (FTTB/FTTH) angeschlossen sein – ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Demgegenüber nimmt die Zahl der Haushalte, die diesen Anschluss auch buchen, im Vergleich zum Vorjahr lediglich um 13 Prozent auf 510.000 zu.

Das Gesamtdatenvolumen des Breitband-Internetverkehrs im Festnetz wird um rund 24 Prozent auf 11,5 Milliarden Gigabyte steigen. Das aus Mobilfunknetzen abgehende Gesamtdatenübertragungsvolumen steigt laut Schätzung um 29 Prozent auf 510 Millionen Gigabyte. 2015 werden die Datendienste inklusive SMS 42,7 Prozent (+4,3 Prozent) der Mobilfunk-Umsätze ausmachen. „Die Zahl der SMS geht auch aufgrund der wachsenden Nutzung von Messaging-Diensten wie WhatsApp deutlich zurück – um 37 Prozent auf 39,8 Millionen Kurznachrichten pro Tag“, so Prof. Dr. Torsten J. Gerpott.

Genauso viel wie im Vorjahr und fast ein Drittel mehr als vor zehn Jahren wird in Deutschland telefoniert – rund 954 Millionen Minuten täglich. Unterschiedlich entwickelt sich dabei die Nutzung der Kanäle: Während die Zahl der Sprachverbindungsminuten aus Festnetzen 2015 weniger stark zurückgeht als 2014 (-4,3 Prozent), nehmen die Minuten aus Mobilfunknetzen nur noch geringfügig zu (+0,7 Prozent). Software-basierte OTT-Telefonieanwendungen wie u. a. Skype gewinnen insgesamt weiter an Bedeutung (+7,9 Prozent).

VATM: Breitbandziele 2018 ohne neues Monopol erreichbar

VATM-Präsident Martin Witt bewertete die Lage in der Branche: „Die Liberalisierung des TK-Marktes und der Wettbewerb in Deutschland sind eine Erfolgsstory – mit 127 Milliarden Euro Gesamtinvestitionen des Marktes und attraktiven Endkundenpreisen bei kontinuierlich steigender Produkt- und Servicequalität. Trotz des Wettbewerbsniveaus hat die Deutsche Telekom nach wie vor jedoch eine dominante Stellung und die Wettbewerber sind auf Vorprodukte, vor allem aber auch Vorleistungspreise der Telekom angewiesen. Wettbewerb hängt weiter von effizienter Regulierung ab. Schaffen wir, wie von der Telekom aktuell bei Vectoring für den Nahbereich der Hauptverteiler gefordert, ein Technologiemonopol, gefährden wir völlig unnötig die Errungenschaften der Liberalisierung und des Wettbewerbs. Der Industriekonsens zum Breitbandausbau wäre einseitig aufgekündigt und der zukünftige Innovations- und Investitionswettbewerb ausgebremst. Wir verlieren auf Jahre hinaus den Glas-faserausbau bis ins Haus/zum Endkunden.“

Witt: „Die alternativen Anbieter investieren jedes Jahr mehr und versorgen insbesondere den ländlichen Bereich. Mehr als drei Viertel der zukunftsorientierten FTTB/FTTH-Anschlüsse werden von den Wettbewerbern gebaut.“ Wettbewerb treibe den Ausbau in dreifacher Hin-sicht: Wettbewerber bauten selbst aus, trieben die Telekom dazu auszubauen und finanzierten über Vorleistungsentgelte den Ausbau mit. „Dieses Triple-Play ist unser Erfolgskonzept in Deutschland – und genau dieses Prinzip muss die Politik weiter nachhaltig unterstützen, wenn der Glasfaserausbau schneller vorankommen soll“, so der VATM-Präsident.

Eine Lösung, die weiterhin Investitionen aller Marktteilnehmer ermögliche, liege eigentlich auf der Hand. Die weitsichtige Vectoring-I-Entscheidung der Bundesnetzagentur sollte grundsätzlich auch als Vorbild für den Hauptverteiler-Nahbereich gelten. Der VATM hält auch hier grundsätzlich ein „Windhundrennen“ um schnellste und effizienteste Investitionen für sinnvoll, mit einer wichtigen Ergänzung: „Wenn ein Unternehmen den schwieriger auszubauenden Außenbereich versorgt, soll es auch den Nahbereich aufrüsten dürfen. In diesem Fall gibt es kein isoliertes Windhundrennen im Nahbereich, damit Rosinenpicken vermieden wird“, so Witt: „Wir schaffen den Ausbau auch im Nahbereich – wie in der Netzallianz vereinbart – ganz ohne neues Monopol, mit den üblichen Mitteln der Ausschreibung und weniger Förderung, als wenn die Telekom ein Vectoring-Monopol erhält.“

„Die Breitbandziele 2018 sind für Politik und Wirtschaft ein wichtiges Zwischenziel. Das geplante Förderprogramm muss aber den Kommunen die Freiheit geben, sich für einen nachhaltigeren Glasfaserausbau zu entscheiden, auch wenn er dadurch länger als bis 2018 dauert“, so der VATM-Präsident. „Wir müssen bereits heute mehr als bisher damit beginnen, in Gigabit-Netze zu investieren, um in den nächsten zehn Jahren den Umbau zur Gigabit-Gesellschaft zu schaffen! Es gilt ganz klar das Prinzip FTTB/FTTH vor FTTC. Dabei geht es nicht nur um künftige Apps, TV mit 8K-Auflösung, Nonlinear-TV, sondern wer der Industrie das beste Breitbandangebot macht, die beste Basis für Ideen und Anwendungen liefert. Hätten wir bei PCs in Deutschland genauso gedacht, würden wir heute noch mit 286ern arbeiten. Kurzum: Es geht damit um nicht weniger als um den Kommunikations- und Wirtschaftsstandort und unser Bestehen im internationalen Wettbewerb“, betont VATM-Präsident Witt.

Die Ergebnisse der Studie im Einzelnen (s. Studie als pdf-Datei):
I. Gesamtmarkt für Telekommunikationsdienste in Deutschland
In Deutschland werden 2015 rund 57,9 Milliarden Euro mit Telekommunikationsdiensten erzielt. Von den Gesamtumsätzen entfallen 33,1 Milliarden Euro (57,2 Prozent) auf Festnetze und 24,8 Milliarden Euro (42,8 Prozent) auf die Mobilfunknetze (Abb. 1). Der Umsatz des Gesamtmarktes sinkt in diesem Jahr um 0,6 Milliarden Euro (-1,0 Prozent). Aufgrund von Kundenabwanderungen und einem anhaltend scharfen Preiswettbewerb verlieren die Telekom Deutschland und die Wettbewerber in diesem Jahr im Festnetzgeschäft 0,9 Milliarden Euro – die Kabelnetzbetreiber legen um 0,5 Milliarden Euro zu (Abb. 2+3). Die Telekom bleibt im reinen TK-Festnetzmarkt (ohne Kabelnetzbetreiber) weiterhin mit 48,7 Prozent Umsatzanteil der marktbeherrschende Anbieter. Bezieht man die Kabelnetzbetreiber mit ein, kommt der Ex-Monopolist immer noch auf 40,5 Prozent des im Festnetz erzielten Umsatzes.

Die Telekom erreicht im Teilmarkt Mobilfunk fast ein Drittel des Umsatzes (32,7 Prozent, 8,1 Milliarden Euro), die Wettbewerber erzielen mit Netzbetreibern und Providern 67,3 Prozent (16,7 Milliarden Euro) (Abb. 2). Damit sinkt der Umsatz der Telekom um 0,2 Milliarden Euro, der der Wettbewerber um 0,4 Milliarden Euro. „Der Umsatzrückgang im Mobilfunk resultiert  auch in diesem Jahr aus sinkenden Einnahmen im Sprachbereich und Absenkungen der Roaming- sowie Terminierungsentgelte, die nicht durch den Anstieg der Erlöse mit mobilen Datendiensten kompensiert werden“, erläutert Studienautor Prof. Dr. Torsten J. Gerpott von Dialog Consult.
Knapp zwei Drittel des Branchenumsatzes –  36,4 Milliarden Euro – werden in 2015 mit Pri-vatkunden erzielt werden (Abb. 4). Der Umsatz im Geschäftskunden-Segment nimmt um 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ab (auf 21,5 Milliarden Euro). Trotz rückläufiger Festnetzumsätze kann die Telekom Deutschland die Quote ihrer Großhandelsumsätze mit anderen Carriern auf 27,8 Prozent leicht steigern (Abb. 5). 2010 waren es noch 24,2 Prozent.

Trotz der erneut leicht sinkenden Gesamtumsätze investieren die Wettbewerber auch in diesem Jahr in besonderem Maße in TK-Sachanlagen. Sie tragen 4,2 Milliarden der insgesamt 7,8  Milliarden Euro (Abb. 6) und damit mehr als die Hälfte. Die alternativen TK-Anbieter investieren dabei insbesondere in den Breitbandausbau auf dem Land. „Allerdings bedrohen die Pläne der Telekom zu Exklusiv-Vectoring im Nahbereich der Hauptverteiler einen erheblichen Teil der Investitionen der Wettbewerber“, warnt Prof. Gerpott.

Während die Wettbewerber ihrer Mitarbeiterzahlen nahezu konstant halten (-200; 53.500 Mitarbeiter), baut die Telekom 2.200 Stellen ab (112.500) (Abb. 7). Effizienzsteigerungen im Netzbetrieb und Vertrieb führen insgesamt zu einem Rückgang des Personalbestandes um 1,4 Prozent.

II. Festnetzmarkt
2015 telefonieren die Kunden der Wettbewerber durchschnittlich rund 208 Millionen Minuten via Festnetz täglich. Der Anteil von Call-by-Call und Preselection nimmt dabei zwar weiter ab, die Verbindungsminuten gehen um 13 Prozent zurück, dennoch macht dies in 2015 immer noch fast 10 Prozent des Sprach-Minutenvolumens bei den Wettbewerbern aus (Abb. 8) – 20 Millionen Minuten täglich. Betrachtet man die Nutzung der Sparvorwahlen in Relation zu den Telekom-Anschlüssen ohne Flatrates, so zeigt sich seit 2012 eine Stabilisierung der Nutzung in 2015 bei 85,6 Verbindungsminuten pro Anschluss und Monat (Abb. 9).

Die Gesamtzahl der herkömmlichen stationären Telefonanschlüsse wird 2015 im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich gleich bleiben (36,9 Mio.). Dabei dominiert – trotz eines leichten Rückgangs in Höhe von 0,4 Millionen Anschlüssen – die Telekom weiterhin mit einem Anteil von 55 Prozent und 20,3 Millionen Anschlüssen. Knapp zwei Drittel der Nicht-Telekom-Kunden beziehen 2015 ihren Sprachanschluss bei alternativen TK-Netzbetreibern (10,5 Millionen), gut ein Drittel (6,1 Millionen) bei Kabelnetzbetreibern (Abb. 10). Der Marktanteil der Kabelnetzbetreiber wächst dabei kontinuierlich (2015: +0,5 Millionen).

Bei der Technologie sind die Wettbewerbsunternehmen der Telekom weiterhin voraus. Während die alternativen Anbieter bereits knapp 70 Prozent ihrer Telefonanschlüsse (7,3 Millionen) auf kostengünstiger VoIP-Basis betreiben, hat die Telekom erst ca. ein Drittel (7,2 Millionen) ihrer Anschlüsse auf VoIP-Technik umgestellt. „Um bis 2018 ihre Kunden auf VoIP zu migrieren, muss die Telekom noch 13,1 Millionen Anschlüsse umstellen – das entspricht statistisch ab morgen knapp acht Anschlüssen pro Minute. Die Wettbewerber sind da deutlich weiter und erlauben ihren ISDN-Geschäftskunden z. T. längere Migrationszeiten“, erläutert Prof. Gerpott. (Abb. 11).

Die Gesamtzahl der Breitbandanschlüsse wächst 2015 um 1,1 Millionen (+3,7 Prozent). Dabei können alle Segmente zulegen – auch DSL (Abb. 12). Die Kabelnetzbetreiber verbuchen ein Plus von 0,6 Millionen Anschlüssen, die Telekom direkt 0,3 Millionen Anschlüsse. Bei der Vorleistungsvariante Resale legt die Telekom erneut um 0,6 Millionen Anschlüsse zu. Bei den stationären Breitbandanschlüssen, die nicht auf Kabelnetze zurückgreifen (24,3 Millionen), dominiert die Telekom mit einem Endkundenanteil von 52,3 Prozent den Markt.

Auch wenn man die Kabelnetzbetreiber miteinbezieht, hielt die Telekom auch Mitte 2015 mit 42,1 Prozent Endkunden-Anteil die Spitzenposition am Breitbandmarkt (Abb. 13). Nach der Telekom wird Vodafone/Kabel Deutschland der zweitgrößte Anbieter sein. Der Anteil liegt mit 5,4 Millionen Endkunden bei 17,9 Prozent. Knapp dahinter folgt mit 4,3 Millionen Endkunden und 14,3 Prozent Marktanteil 1&1 (mit Versatel). Dahinter liegen Unitymedia KabelBW (10,0 Prozent) und Telefónica (7,0 Prozent). Telekom, Vodafone und 1&1 stellen drei Viertel aller Breitbandanschlüsse.

An Glasfasernetze bis zum Gebäudekeller/Endkunden werden in Deutschland laut Studie bis Ende 2015 rund 2,1 Millionen Haushalte angeschlossen sein – ein Plus von 20 Prozent (Abb. 14). Aber nur knapp jeder vierte dieser Haushalte nutzt auch diese Hochgeschwindig-keitsanschlüsse und kann von Carriern als zahlende Kunden auf einen Glasfaseranschluss überführt werden. „Das zeigt auch, wie wichtig der Wettbewerb auf der Dienstebene ist, damit diese Netze genutzt und ausgelastet werden“, sagt TK-Experte Prof. Gerpott.
Welche Bandbreiten nutzen die Verbraucher in Deutschland in diesem Jahr überwiegend? Bei 67,5 Prozent der gebuchten DSL- und FTTB/H-Anschlüsse wird die Übertragungsgeschwindigkeit aus dem Netz Ende des Jahres zwischen mehr als 6 und 50 Mbit/s betragen (2014: 62,6 Prozent). Die Nachfrage im mittleren Bereich steigt also weiter an, im höchstbit-ratigen über 50 Mbit/s ist ein Zuwachs in Höhe von 1,2 Prozent – 0,3 Millionen Anschlüsse – zu verzeichnen (Abb. 15).

Dabei rasen immer mehr Daten über die Datenautobahnen: Das pro Breitbandanschluss und Monat erzeugte Datenvolumen nimmt dieses Jahr deutlich um ca. ein Fünftel (+19,5 Pro-zent) auf etwa 31,8 Gigabyte zu. Das Gesamtvolumen wird sich – mit einer Steigerung um 23,7 Prozent – auf voraussichtlich 11,5 Milliarden Gigabyte belaufen (Abb. 16). Mittlerweile werden im Festnetz von zwei Dritteln der DSL- und FTTB/H-Anschlüsse jeweils Verkehrs-mengen von mehr als 5 Gigabyte pro Monat erzeugt (Abb. 17).

III. Mobilfunkmarkt
In Deutschland wird weiterhin fleißig telefoniert. 305 Millionen Minuten pro Tag werden 2015 (2014: 303 Millionen) in Deutschland per Mobilfunk miteinander gesprochen. Die Entwicklung weg vom Festnetz, hin zum Mobilfunk schwächt sich aber bei den Sprachverbindungsminu-ten insgesamt ab. Während die Anzahl der in Festnetzen generierten Minuten weiter auf 418 Millionen Minuten pro Tag abnimmt (-19 Millionen Minuten täglich), nehmen die Minuten aus Mobilfunknetzen nur geringfügig zu (+2 Millionen Minuten). „Hingegen wachsen sogenannte Over-The-Top-Anbieter wie Skype, die keinen Anschluss vermarkten, auch im Mobilfunk stark“, erläutert Studienautor Prof. Gerpott (Abb. 18). Software-basierte OTT-Telefonieanwendungen nehmen 2015 weiter an Bedeutung zu (+17 Millionen Minuten). Insgesamt telefonieren die Bürger über die verschiedenen Kanäle zusammen genauso viel wie im Vorjahr – 954 Millionen Minuten pro Tag.

Zum Jahresende wird es rund 112,7 Millionen SIM-Karten der Netzbetreiber in Deutschland geben (Abb. 19). Der Wert entspricht einer leichten Steigerung um 0,1 Millionen zum Vorjahr.  53 Prozent der SIM-Karten sind Postpaid-Karten, damit hat der Anteil in den vergangenen fünf Jahren um 9 Prozent zugenommen (Abb. 20). Bei den SIM-Karten insgesamt können laut Schätzung Telefónica (+1,2 Millionen) sowie die Telekom (+0,9 Millionen) ihren Kartenanteil etwas erhöhen (Abb. 19), umsatzbezogen werden aber laut Studie die Telekom (8,1 Milliarden Euro) und Vodafone (6,9 Milliarden Euro) weiter vorne liegen (Abb. 21). Freenet verzeichnet mit der Vermarktung von Mobilfunkkarten aus allen Netzen 3,0 Milliarden Euro und 12,1 Prozent der Umsätze des Mobilfunkmarktes.

Die Mobilfunknutzer gehen gerne drahtlos online. Der Umsatz mit mobilen Datendiensten wird in diesem Jahr 42,7 Prozent des Gesamtumsatzes der Mobilfunknetzbetreiber ausmachen. Der Non-Voice-Anteil an den Umsätzen im Mobilfunk wächst 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 1,0 Milliarden Euro (Abb. 22).

Das Gesamt-Datenübertragungsvolumen im Mobilfunkbereich steigt auch in 2015 wieder deutlich an – ein Plus in Höhe von knapp 30 Prozent auf 510 Millionen Gigabyte. Damit hat sich das Gesamtvolumen seit 2011 um mehr als das Fünffache gesteigert. Das durchschnittliche Datenvolumen pro SIM-Karte beträgt 2015 mit 377 MB pro Monat voraussichtlich 30,4 Prozent mehr als 2014. 2011 lag dieser Wert noch bei 76 Megabyte (Abb. 23). Bei mobilen Datendiensten verharrt der Anteil der sehr intensiven Nutzer mit mindestens 1 Gigabyte monatlichem Volumen 2015 weiter unter 10 Prozent. Während die wenig für Online-Aktivitäten genutzten Anschlüsse um 5,4 Millionen (-15,6 Prozent) abnehmen, sind in allen anderen Rubriken Zuwächse zu verzeichnen. 2015 erzeugen im Mobilfunk 36 Prozent der Kunden monatlich ein Datenvolumen von mehr als 250 Megabyte (Abb. 24).

Die Zahl der verschickten SMS sinkt erneut deutlich und erreicht in 2015 nur noch etwa ein Viertel des Wertes von 2012. „Die Schätzungen für den bedeutendsten Instant-Messaging-Dienst WhatsApp zeigen den Grund“, so Prof. Gerpott. Die Anzahl der verschickten WhatsApp-Nachrichten pro Tag steigt seit 2013 deutlich an. Jeden Tag werden in Deutschland aktuell noch durchschnittlich 39,8 Millionen Kurznachrichten verschickt (Abb. 25).

IV. Markt der Mehrwertdienste in Fest- und Mobilfunknetzen 
Bei den Umsätzen mit Auskunfts- und Mehrwertdiensten erreichen alle Wettbewerber zusammengenommen 288 Millionen Euro und damit 49,7 Prozent des Gesamtumsatzes in Höhe von 579 Millionen Euro. Die Telekom wird in diesem Bereich 291 Millionen Euro Umsatz erreichen. Die Umsätze mit Servicerufnummern nehmen auch 2015 ein weiteres Mal ab (-4,0 Prozent) (Abb. 26). Täglich rund 4,9 Millionen Minuten (2014: 5,0 Millionen Minuten) telefo-nieren Bürger mit Auskunfts- und Mehrwertdiensten der TK-Wettbewerber. Während die Nutzung der 0180-Nummerngasse weiter sinkt (-0,1 Millionen Minuten), stabilisieren sich die Zahlen für 0800- und geographische Servicerufnummern (1,8 Millionen und 2,2 Millionen Minuten). Die übrigen Rufnummerngassen machen zusammen nur 4,0 Prozent der Verbin-dungsminuten aus (Abb. 27).

Dabei favorisieren die Nutzer aus dem Festnetz andere Nummern als Mobilfunknutzer. Pro Tag werden 2015 2,5 Millionen Minuten Servicerufnummern aus dem deutschen Festnetz genutzt. Überwiegend werden aus dem Festnetz geographische Servicerufnummern angeru-fen (58,2 Prozent). Im Gegensatz zum Festnetz, favorisieren die Mobilfunknutzer die kostenfreien 0800-Rufnummern (53,5 Prozent von 2,4 Millionen Minuten pro Tag) (Abb. 28).

V. Ausblick 2016

TK-Experte Prof. Gerpott geht mit Blick auf die weitere Marktentwicklung davon aus, dass im Jahr 2016 bei den Gesamtumsätzen im TK-Markt erneut mit einem Rückgang um etwa 1 Prozent zu rechnen ist. „Die Endkundenpreise im Mobilfunksegment werden aus unserer Sicht 2016 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt erneut – wenn auch weniger stark – sinken, schätzungsweise um 1,2 bis 1,4 Prozent. Auch im Festnetz-/Breitbandbereich werden sie weiter leicht zurückgehen. Mit etwa 0,5 bis 0,6 Prozent im Jahr 2016 dürfte der Rückgang geringer ausfallen als im Mobilfunkbereich“, so Prof. Gerpott.

„Technologisch wird nächstes Jahr die Umstellung von noch circa 16,3 Millionen Festnetzanschlüssen auf VoIP sowie der weitere DSL-Ausbau in Richtung Vectoring 2 bzw. G.fast die Telekom und die Wettbewerber beschäftigen. Eine Entscheidung pro Vectoring-Monopol im Nahbereich hätte erhebliche Auswirkungen auf die Infrastruktur der Wettbewerber, da deren Investitionen in Hauptverteiler und Kabelverzweiger mit dieser Entscheidung zu einem großen Teil entwertet würden“, unterstreicht Prof. Gerpott die Bedeutung der anstehenden Ent-scheidung der Bundesnetzagentur über den entsprechenden Antrag der Telekom.  Im Mobilfunkbereich werde vor allem Telefónica die Zusammenführung der Netze von O2 und E-Plus weiter beschäftigen. Prof. Gerpott: „Der Breitbandausbau und Vorbereitungen zur Nutzung der neu ersteigerten Frequenzbänder bleiben für alle Mobilfunknetzbetreiber bedeutsam.“

Wichtige Entscheidungen für die Entwicklung des Wettbewerbs und des Breitbandausbaus stehen zudem bei den Breitband-Förderrichtlinien von Bund und Ländern, den Frequenzvereinbarungen auf der Weltrundfunkkonferenz im November 2015 und der Überprüfung des Rechtsrahmens für den TK-Sektor auf EU-Ebene (EU-Review) an. „Hier wird es darauf ankommen, dass sich die EU-Ideologie der Stärkung von etablierten TK-Großkonzernen nicht zu Lasten der Verbraucher und des Wettbewerbs auswirkt“, so Prof. Gerpott.

Prof. Dr. Torsten J. Gerpott ist Gesellschafter des Beratungsunternehmens Dialog Consult GmbH und Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmens- und Technologieplanung mit dem Schwerpunkt Telekommunikationswirtschaft an der Universität Duisburg-Essen.

Martin Witt ist Präsident des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e. V. (VATM) und Vorstandsvorsitzender der 1&1 Telecommunication SE.

Die VATM-Marktstudie steht HIER für Sie zum Download bereit.

Die Vorstellung der TK-Marktstudie in Düsseldorf fand mit freundlicher Unterstützung der ecotel communication ag statt.