Offene Netze als Schlüssel für den Glasfaserausbau – VATM/SBR-Studie vorgestellt

Offene Netze als Schlüssel für den Glasfaserausbau – VATM/SBR-Studie vorgestellt

Deutschland droht beim Glasfaserausbau erneut ins Hintertreffen zu geraten – nicht etwa wegen fehlender Investitionen, sondern weil die vorhandenen Netze noch zu wenig genutzt werden. Das ist die zentrale Botschaft einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens SBR im Auftrag des VATM, die am 8. September im Rahmen der Bonner Werkstattgespräche vorgestellt wurde.

Die Studie kommt zu dem Schluss: Nur mit Open Access und fairen Kooperationen zwischen Netzbetreibern und Diensteanbietern kann der Glasfaserausbau seine volle Wirkung entfalten. Exklusive Strategien dagegen gefährden Wettbewerb und Kundenvielfalt.

Vielfalt statt Exklusivität

„Der Glasfaserausbau ist erst dann wirtschaftlich und gesellschaftlich attraktiv, wenn die Menschen die Vorteile aktiv nutzen“, betonte VATM-Präsidiumsmitglied Dirk Pasternack, CEO von vitroconnect. Entscheidend dafür sei eine große Auswahl an Diensten und Anbietern. „Diese Vielfalt garantieren nur funktionierende Netznutzungsmodelle.“

Die Studie listet zahlreiche Vorteile offener Modelle: höhere Auslastung der Netze, Vermeidung von Doppelausbau, effizientere Ressourcennutzung sowie mehr Wettbewerb und Auswahl für Verbraucher

Warnung vor Remonopolisierung

Besonders kritisch sieht die Analyse die aktuelle Strategie der Deutschen Telekom. Sie setze auf exklusive Layer-1-Pachtmodelle, bei denen regionale Netze übernommen, aber nicht für andere Anbieter geöffnet werden. Damit kontrolliere der Konzern Bau, Betrieb und Vermarktung – ein Modell, das laut Studienautor Dr. Ernst-Olav Ruhle, Vorstand SBR net Consulting, die Netze „halb leer“ lassen werde.

„Netznutzungsmodelle dürfen nicht durch exklusive Vertragsgestaltungen ausgehöhlt werden“, mahnte Ruhle. Offene, diskriminierungsfreie Vorleistungsprodukte seien unverzichtbar, um den Wettbewerb zu sichern und die Investitionen aller Marktteilnehmer effizient zu nutzen.

Klare Forderungen an Politik und Regulierung

Damit Deutschland beim Glasfaserausbau nicht erneut den Anschluss verliert, formuliert die Studie konkrete Empfehlungen:

  • Verbindliche Open-Access-Modelle für alle Netzbetreiber,
  • eine starke Rolle der Bundesnetzagentur zur Sicherung diskriminierungsfreier Netzzugänge,
  • Förderung von Plattformlösungen, die Anbieter und Kunden effizient zusammenbringen,
  • sowie ein Verbot exklusiver Langfristverträge, die Wettbewerber ausschließen

Paneldiskussion in Bonn: Branchenstimmen im Austausch

Die unterschiedlichen Aspekte und Chancen für die Glasfaserversorgung in Deutschland durch Netznutzungsmodelle kamen in der anschließenden Paneldiskussion zur Sprache. Neben Studienautor Dr. Olav Ruhle diskutierten Benedikt Brandau (Bereichsleiter Wholesale von Deutsche Glasfaser), Martin Butz (Director Carrier Management & Roaming Telefónica Deutschland), Dirk Pasternack (Geschäftsführer vitroconnect) und Stefan Rueter (Geschäftsführer OXG) über Chancen und Risiken von Open Access.

 

Die Studie „„Netznutzungsmodelle in Deutschland – Status und Potenziale für den Glasfasermarkt“ finden Sie hier.