03 Juli Bonner Werkstattgespräche: Die Krux mit der KI-Regulierung
Künstliche Intelligenz ist in aller Munde, und neben den enormen Chancen, die dem Einsatz von KI für die Entwicklung der Unternehmen zugesprochen werden, sind es die rechtlichen Rahmenbedingungen, die den Unternehmen Sorgen bereiten. Die Mitte Juni vom VATM in Bonn ausgerichteten Werkstattgespräche in der Bundeskunsthalle haben den Teilnehmern erhellende Einblicke in die Hintergründe und vor allem Schwierigkeiten beim Handling von KI geboten.
Vertreter aus den Bonner Behörden, zuvorderst die für die KI-Aufsicht zukünftig zuständige BNetzA, Vertreter aus der Wissenschaft und aus den Reihen der VATM-Mitgliedsunternehmen haben ihre durchaus uneinheitlichen Sichtweisen auf die Brüsseler KI-Verordnung diskutiert und dabei herausgearbeitet: Der Idee der Förderung innovativer, sicherer und vertrauenswürdiger KI in Deutschland und der EU wird der am dem 01.08.2024 in Kraft getretene AI Act wohl nur teilweise gerecht.
Die für KI verantwortliche BNetzA-Abteilungsleiterin Andrea Sanders-Winter verdeutlichte in ihrem Plädoyer zwar mit Nachdruck, dass der Schwerpunkt der Aufsicht wie auch der zugrundeliegenden Verordnung eindeutig auf Hochrisiko-KI-Systemen liegt, für die eine Vielzahl an Compliance-Vorschriften gelten, und viele alltägliche Anwendungsszenarien von KI-Systemen überhaupt nicht tangiert sind. Allerdings wurde in der lebhaften Diskussion doch die Verunsicherung und Sorge aufgrund empfindlicher Strafen (Geldbußen von bis zu 35 Millionen EUR oder 7 % des Jahresumsatzes) bei den Unternehmensvertretern deutlich.
Das Präsidium des VATM war mit drei Mitgliedern präsent: Markus Hendrich (CEO Ecotel Communications AG), VATM-Vizepräsident Wolfram Rinner (CEO Gasline) und Karsten Rudloff (CEO DTMS), der mit seinem Sponsoring diese Ausgabe der Bonner Werkstattgespräche möglich gemacht hatte.
Beeindruckend war zum Abschluss die Schilderung von Gastredner Frank-Ludwin Schäfer (Europa- und Middle East-Chef der Alibaba Group) der unmittelbar von einer internationalen KI-Konferenz in Usbekistan anreiste. Er wies darauf hin, dass die europäischen Bemühungen die großen Player der KI-Entwicklung so gut wie gar nicht tangieren. „Die Wohlfahrtsgewinne beim Einsatz von KI sind so gigantisch und der Vorwärtsdrang bei der Entwicklung der künstlichen Intelligenz ist so groß, dass die Front-Runner sich sicher nicht von den jahrelangen Debatten in Europa werden bremsen lassen“, so sein etwas ernüchterndes Statement am Ende eines sehr lebhaften Treffens in der ehemaligen Bundeshauptstadt.