VATM und DIALOG CONSULT stellen 25. TK-Marktanalyse für Deutschland vor

VATM und DIALOG CONSULT stellen 25. TK-Marktanalyse für Deutschland vor

  • Investitionsrekord: mit 13,6 Mrd. Euro eine Steigerung um eine halbe Milliarde mehr als zum Vorjahr, Wettbewerber tragen mehr als 60 % der Investitionen mit 8,7 Mrd. Euro
  • Marktdominanz der Deutschen Telekom ungebrochen: 50,6 % der Umsätze im Festnetz und zwei Drittel aller Breitbandanschlüsse werden von der Deutschen Telekom auf ihrem Netz realisiert, mit 300.000 neuen Kunden gewinnt sie Marktanteile zurück
  • Gigabit-Versorgungsquote: wächst auf 75 % mit 34,3 Millionen versorgten Haushalten/KMU zu Ende 2023 – 7 % Steigerung zum Vorjahr
  • 60 % Versorgungsquote allein dank HFC-Netzen: Die meisten Gigabit-Anschlüsse kommen weiterhin über die modernisierte TV-Kabel-Technologie – diese wird weiterhin leistungs- und zukunftsfähiger
  • Glasfaserversorgungsquote: wächst auf 35,4 % mit 16,2 Millionen verfügbaren Glasfaseranschlüssen – 20 % Steigerung zum Vorjahr
  • Nachfrage: Interesse an ultraschnellem Breitband (≥ 1 Gbit/s) nimmt spürbar zu, Take-Up-Rate 35,6 % bei den Wettbewerbern und damit fast dreimal so hoch wie bei der Deutschen Telekom

 

Berlin, 29. November 2023. Mit einem Investitionsrekord von 13,6 Milliarden Euro, einer Gigabit-Versorgungsquote von 75 % und einer Glasfaserversorgungsquote von 35,4 %, und einer mehr als 92-prozentigen 5G-Netzabdeckung treibt die TK-Branche mit dem 5G- und Glasfaserausbau die digitale Aufholjagd in Deutschland voran, wie die Marktanalyse 2023 von DIALOG CONSULT und VATM zeigt. Und doch weist sie auch eine besorgniserregende Entwicklung auf: „Die aktuelle Analyse verdeutlicht die ungebrochene Marktdominanz der Deutschen Telekom“, so Studienleiter Andreas Walter, geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsinstituts Dialog Consult GmbH. „Die Telekom erzielt 50,6 Prozent der Umsätze im Festnetzmarkt, zwei Drittel aller Breitbandanschlüsse werden über das Telekom-Netz realisiert und mit 100.000 neuen DSL-Kunden gewinnt sie sogar noch Marktanteile im DSL-Teilmarkt zurück. Gleichzeitig können die Nachfrager bei den FTTH-Anschlüssen der Telekom aufgrund des unregulierten Zugangs keine nennenswerten Marktanteile gewinnen und mit einer Steigerung der Homes Passed um 33 % sucht die Deutsche Telekom ihre Marktdominanz auch im Glasfasermarkt zu manifestieren.“

Der deutsche Telekommunikationsmarkt zeigt sich 2023 stabil mit 60,2 Milliarden Euro generiertem Umsatz, wobei das leichte Umsatzwachstum der deutschen Telekommunikationsanbieter vom Mobilfunk getragen wird (Abb. 1). Besonders relevant für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist der hart umkämpfte Geschäftskundenmarkt, der ein Drittel des Gesamtmarktes ausmacht. Mit 12,9 Milliarden Euro Umsatz hält die Telekom ihre dominante Marktposition im Geschäftskundenmarkt, während bei den Wettbewerbern erneut ein deutlicher Rückgang um 0,3 Milliarden Euro, um über 3 %, auf 8,4 Milliarden Euro zu verzeichnen ist. Im Privatkundenbereich können die Wettbewerber zulegen (Abb. 2).

Auch 25 Jahre nach der Liberalisierung werden mehr als zwei Drittel aller Breitbandanschlüsse über das Netz der Deutschen Telekom realisiert (Abb. 6). Bei einem Marktanteil von 40,3 % verzeichnet die Deutsche Telekom bei insgesamt stabilem Markt mit 300.000 Neukunden den größten Zugewinn an Breitbandkunden (Abb. 5). Davon sind ein Drittel neue DSL-Kunden, so dass die Telekom im weiterhin größten Marktsegment kontinuierlich Marktanteile zurückgewinnt (Abb.10).

Die Anzahl der verfügbaren Gigabit-Anschlüsse steigt auf 42,7 Millionen und damit um fast 10 % (Abb. 10). Zieht man die mehrfach versorgten Haushalte ab so sind bei insgesamt 34,3 Millionen Privathaushalten sowie kleinen und mittleren Unternehmen Gigabit-Anschlüsse verfügbar. Damit wächst die Gigabit-Versorgungsquote auf 75 % (Abb. 11). Das entspricht einer Steigerung von mehr als 7 % zum Vorjahr. 60 % der gigabitfähigen Anschlüsse liegen auf den HFC-Kabel-Netzen (DOCSIS 3.1), die damit noch immer den größten Anteil der Gigabitfähigkeit Deutschlands tragen (Abb. 10/11).

Bei den Breitbandanschlüssen gewinnen die Glasfaseranschlüsse über 20 % (Abb.4). Um fast sieben Prozent wächst dadurch die Glasfaserversorgungsquote auf 35,4 %, was sich in 16,2 Millionen verfügbaren Glasfaseranschlüssen niederschlägt (Abb.13). Fast 26 % der verfügbaren FTTB/H-Anschlüsse sind gebucht. Dabei liegt die Take-Up-Rate bei den Wettbewerbern bei 35,6 % und damit zwei Drittel mal so hoch wie bei der Deutschen Telekom (13,9 %). Die Wettbewerber stellen damit den Großteil der aktiven Glasfaseranschlüsse zur Verfügung (Abb. 14).

2023 steigt das genutzte Datenvolumen im Festnetz auf 142,1 Milliarden Gigabyte und mit einer Steigerung um 16,5 % auf monatlich durchschnittlich 320 Gigabyte pro Breitbandanschluss allerdings nicht mehr ganz so rasant wie in den Jahren zuvor (Abb. 19). Eine ähnliche Entwicklungskurve sehen wir beim Datenverkehr im Mobilfunk. Mit einem Wachstum des Gesamtvolumens um über 20 % auf 8,3 Mrd. Gigabyte wächst das durchschnittliche mobile Datenvolumen pro Nutzer 2023 weiter auf 6,6 Gigabyte pro Monat und pro aktiver persönlicher SIM-Karte (Abb. 24).

Mit einem Plus von 12,9 Millionen neuen SIM-Karten auf insgesamt 181,9 Millionen wächst der Mobilfunkmarkt weiter stark (Abb. 21). Vor allem steigt der Einsatz von SIM-Karten zur Vernetzung von Maschinen und erreicht einen Anteil von fast 38 %, was einem erneuten Anstieg um 5 Prozentpunkte entspricht.

Auch 2023 gehen mit insgesamt 1.031 abgehenden Sprachverbindungsminuten die Mehrheit dieser von Mobilfunkanschlüssen und OTT-Apps aus. Hatte die Corona-Pandemie einen Höhepunkt der Sprachminuten markiert, zeigen Sprachverbindungsminuten in ihrer Gesamtzahl 2023 erstmalig keine Veränderung zum Vorjahr. Festnetzminuten verzeichnen einen leichten Rückgang auf 218 Minuten pro Tag, während mobile Gespräche auf 439 Millionen Minuten täglich steigen. Zusätzlich werden täglich 374 Millionen Minuten für OTT-Verbindungen für Gespräche genutzt.

VATM-Präsident: „Der Marktmacht der Deutschen Telekom muss die Politik ein klares Leitbild für die Zukunft des Telekommunikationsmarktes entgegensetzen.“

Anlässlich der Vorstellung der Marktstudie erklärt VATM-Präsident David Zimmer: „Die Marktmacht der Telekom behindert den Glasfaserausbau und den zukünftig auch für die Wirtschaft Deutschlands so wichtigen Wettbewerb auf den Netzen. Nicht Regulierungsabbau, sondern ein klares und für unsere Volkswirtschaft zielführendes Leitbild ist von allergrößter Bedeutung für unser Land, wenn wir nicht immer weiter bei der Digitalisierung zurückfallen wollen. Wir bauen die Nervenstränge für die digitale Gesellschaft und werden dabei durch Scheininfrastrukturwettbewerb und Marktverdrängung vom Ex-Monopolisten behindert. Die Politik schaut konzeptlos zu und in Brüssel kümmert man sich um die Entwicklung der EU-Länder, die uns um Jahre voraus sind. Die angespannte Lage auf den Finanzmärkten, Fachkräftemangel und begrenzte Tiefbaukapazitäten verschärfen die Situation. Vor allem aber stellen die lähmende Förderpolitik und der anhaltende strategische Überbau durch die Deutsche Telekom eine enorme Bedrohung für den flächendeckenden Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur dar. Hier liegen zu lösende Aufgaben mit allerhöchster Priorität bei der Bundesregierung, weil ansonsten das Infrastrukturziel der Gigabit-Strategie für das Jahr 2030 klar verfehlt und das Wettbewerbsniveau riskiert werden wird. Umso erfreulicher ist es, dass die Wettbewerber nach wie vor alles versuchen, den Ausbau und die Versorgung mit auf die Wirtschaft abgestimmten Dienstleistungen voranzutreiben. Die Zahlen belegen dies eindrucksvoll – wir sind die Treiber – nicht etwa die Telekom, die durch unseren Ausbau selbst getrieben wird.

Ein klares politisches Leitbild für 2030 für mehr statt immer weniger Wettbewerb ermöglicht den Telekommunikationsunternehmen und Investoren erst eine nachhaltige strategische Ausrichtung, führt zu Investitionssicherheit und stärkt den Wettbewerb durch einen klaren Regulierungsrahmen.“

Andreas Walter ist geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsinstituts Dialog Consult GmbH. Er besitzt über 25jährige Erfahrung mit Marktanalysen in Telekommunikations- und Medienmärkten. Außerdem besitzt er Lehraufträge an der Hamburg Media School und der Hochschule Rhein-Main.

Quelle: Dialog Consult

David Zimmer, Präsident des VATM e. V., Mitglied des Advisory Committees der Unternehmensgruppe Deutsche Glasfaser und Gründer der inexio.

Quelle: VATM

 

Die VATM-Marktstudie 2023 finden Sie HIER.