Statement des Ericsson-CEOs Börje Ekholm zur aktuellen 5G-Debatte

Statement des Ericsson-CEOs Börje Ekholm zur aktuellen 5G-Debatte

Es ist an der Zeit, sich den Fakten zu 5G in Europa zu stellen.

Das schlechteste Investitionsklima ist Ungewissheit. Während sich das globale Rennen um 5G aufheizt, gab es in Europa eine Menge Gerüchte, Halbwahrheiten und Mythen über 5G.

Unser Fokus liegt auf der Führung unseres Unternehmens und der Bereitstellung von Technologien, die den Bedürfnissen unserer Kunden entsprechen. Leider sind wir jedoch Teil der 5G-Diskussion in Europa geworden.

Wir haben uns zu diesem Thema sehr deutlich geäußert:
Wir sind weltweit führend bei 5G – von der Patentinnovation bis hin zum Betrieb von Livenetzen. Ja, Europa läuft Gefahr, bei 5G ins Hintertreffen zu geraten. Dies ist jedoch auf strukturelle Probleme zurückzuführen, nicht auf Probleme mit einem bestimmten Lieferanten.

Ericsson ist ein führender Anbieter von 5G-Innovationen.
Wir sind stolz darauf, die Ersten zu sein, die über kommerzielle Livenetze auf vier Kontinenten in allen Frequenzbändern verfügen. Unsere Technologie versorgt 23 5G-Livenetze und wir haben 76 kommerzielle Vereinbarungen und Verträge mit Mobilfunknetzbetreibern weltweit.

Unsere Hardware ist seit 2015 5G-fähig; das heißt sie kann mit nur einem Software-Upgrade aufgerüstet werden. Das bedeutet, dass keine Komponenten-Upgrades oder kostspieligen Vor-Ort-Wartungen zum Implementieren von 5G erforderlich sind.

Über von uns ausgerüstete Netze kommunizieren mehr 5G-Endgeräte als über alle anderen Netze.

Wie ich in einem Blogbeitrag im Mai schrieb: „Es ist unmöglich, bei 5G im Rückstand zu sein, wenn niemand uns voraus ist.“

Vorreiter bei 5G-Patenten
In den letzten zwei Jahren ist die Forschung und Entwicklung bei Ericsson stark gewachsen. Stand September 2019 verfügt Ericsson über 34 F&E-Standorte weltweit, davon 18 in Europa. Wir beschäftigen mehr als 25.000 MitarbeiterInnen in der Forschung und Entwicklung – das ist etwa ein Viertel unserer MitarbeiterInnen; davon sitzen 60 Prozent in Europa.

Vor Kurzem hat Christina Petersson, unsere Chief IP Officer und Leiterin von IPR & Licensing, auf Grundlage einer unabhängigen Analyse der Anwaltskanzlei Bird & Bird über die wahre 5G-Landschaft im Kontext der Patentführung geschrieben.

In der Studie stellte Bird & Bird fest, dass man bei der Betrachtung der 5G-Führung nicht einfach die Anzahl der als potenziell wesentlich erachteten Patente zählen kann, da diese nicht unabhängig bewertet werden. Daher ist es schwierig zu sagen, ob das Patent „wesentlich“ für 5G oder einfach „verwandt“ mit 5G ist, ohne ein „Essentialitäts-Audit“ zu durchlaufen.

Als Bird & Bird 5G-Patente betrachtete, die als potenziell unerlässlich für den Standard erklärt wurden, wendeten sie einen „Essentialitäts-Filter“ aus einem kürzlich abgeschlossenen Gerichtsverfahren an und kamen zu dem Schluss, dass Ericsson mit 15,8 Prozent der Gesamtzahl mit diesem Filter an der Spitze stehen würde.

Eine weitere Maßeinheit zur Bezifferung der 5G-Führung sind unsere Beiträge zum Standardisierungsgremium 3GPP. Seit 1999 haben wir mehr als 55.000 Beiträge zum 3GPP als Ganzes geleistet. Wie auch immer man es im Laufe der Zeit betrachtet, Ericsson ist führend in Sachen 3GPP und hat die 5G-Technologie mehr beeinflusst als jeder andere Anbieter.

Europa muss bei 5G schnell vorankommen
In den letzten zehn Jahren gab es eine beträchtliche öffentliche Unterstützung für die Förderung von 5G in Europa. Aber bei den tatsächlichen Rollouts fällt Europa inzwischen schnell hinter die Leitmärkte in Nordamerika, Nordostasien und Australien zurück.

In Zukunft müssen wir aufhören Märchen Glauben zu schenken und uns stattdessen auf Fakten verlassen. Und die Fakten zeigen, dass 5G-Verzögerungen in Europa nicht an die Wahl des Technologieanbieters gebunden sind.

Europa steht stattdessen vor einer Reihe von strukturellen Problemen, die die 5G-Entwicklung behindern.

Einige strukturelle Gründe für den Rückstand Europas wurden in einem kürzlich veröffentlichten Bericht von Northstream dargelegt. Dieser unterstreicht einen Mangel an Spektrum und einen gefährlichen „Abwarten und Beobachten“-Ansatz bezüglich 5G bei einigen Regulierungsbehörden und Betreibern.

Die größte Hürde betrifft in erster Linie die Regulierungspolitik. 5G ist als kritischer Bestandteil der nationalen Infrastrukturen in Europa zu betrachten. Das ist heute nicht der Fall.

So wurden beispielsweise bei der Frequenzauktion in Deutschland Dienstleister um 6,5 Milliarden Euro besteuert. Das entspricht mehr als 200.000 Standorten – was Deutschland eine Abdeckung eingebracht hätte, die die Ziele der Politik übertroffen hätte.

Ein weiterer wesentlicher Grund ist das schlechte Investitionsklima für europäische Betreiber. Als Branche geben sie kaum Kapitalkosten zurück, was es sehr schwierig macht, Investitionen in neue Technologien zu rechtfertigen.

Die Spitzenreiter von 4G – vor allem in den USA und China – wurden zu den großen Gewinnern der „App Economy“. Die gleiche Dynamik werden wir bei 5G beobachten, allerdings in einem potenziell massivem Ausmaß.

5G ist für industrielle Anwendungen konzipiert. Das bedeutet, dass ein Rückstand bei 5G als Innovationsplattform die europäische Industriebasis gefährden wird. Mit zwei globalen Anbietern mit Sitz in Europa hat der Kontinent die Grundvoraussetzung für eine führende Position. Und wir sind bereit, die Richtung vorzugeben.

Den vollständigen Originalbeitrag finden Sie hier: https://www.ericsson.com/en/blog/2019/12/Borje-Ekholm-5G-Europe-falling-behind