Spannende Diskussion über die Zukunft der Dienste

Die Telekommunikationsbranche ist technologisch bedingt wie kaum eine andere einem permanenten Veränderungsprozess unterworfen. Auch das Verhalten der Nutzer –  den Kunden der TK-Anbieter – passt sich diesen Veränderungen an. Welche Auswirkungen die Umwälzungen auf die Geschäftsmodelle der VATM-Mitgliedsunternehmen haben, war Gegenstand eines Workshops des Verbandes am 22. Juni 2015 in Köln.

Im Hotel „Mondial“, unmittelbar am Kölner Dom gelegen, trafen sich 25 Unternehmensvertreter, um unter der Moderation von Prof. Dr. Jens Böcker, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg,  die Folgen der digitalen Transformation für die klassischen Auskunfts- und Mehrwertdiensteanbieter zu diskutieren. Den Einstieg in die Veranstaltung gestaltete zunächst Oliver Rosenstein, der bei den zur REWE Group gehörende TOOM Baumärkten die Digitalisierung des Geschäftsmodells umsetzt. Der vielzitierte „Blick über den Tellerrand“ ermöglichte den Gästen einen Einblick in die Herausforderungen anderer Branchen, die jedoch den eigenen frappierend ähneln. Erste Erkenntnis war dabei, dass die althergebrachten Dienstleistungen auf Grundlage der bekannten Rufnummerngassen (0800, 0900, 0180, 118 etc.) sukzessive ergänzt werden durch andere Kontaktwege. Die Anbieter im VATM verfolgen daher mittlerweile die sog. „Multi- oder Omni-Channel“-Strategie, um sich den Nutzern auf allen von diesen verlangten Kommunikationswegen nähern zu können. Um dem breiter gewordenen Spektrum an Angeboten gerecht zu werden, wird sich die im VATM geführte Sparte „Auskunfts- und Mehrwertdienste“ ab sofort in die umfassendere Bezeichnung „Dienste“ umbenennen.

Als Beispiel für die Neuausrichtung der Branche steht auch das Projekt Symphony, das als Plattform und Online-Marktplatz entwickelt wird, auf dem Unternehmen künftig IP-basierte Telekommunikations-Dienste vergleichen, auswählen, kombinieren, buchen und verwalten können sollen. Die dazugehörigen Geschäftsvorfälle müssen dann nicht mehr mit jedem einzelnen Anbieter separat abgewickelt werden. Durch die Kombinierbarkeit von Diensten werden auch neue Anwendungsfälle geschaffen, die den Nutzern einen echten Mehrwert bieten – beispielsweise durch die Verknüpfung einer virtuellen Telefonanlage mit einer ACD (Automatic Call Distribution) oder einem CRM-System für die Verwaltung von Kundendaten. Das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Forschungs-Projekt, an dem sich der VATM beteiligt, wurde von Tobias Griebe vom Paluno-Institut an der Universität Duisburg-Essen, dem verantwortlichen Konsortialführer, vorgestellt.

Zweite große Herausforderung ist der rasante Erfolg der OTTs, den großen Internet-Konzernen und Online-Start-Ups, die mit innovativen Diensten die klassischen Telekommunikationsanwendungen immer stärker substituieren. Auch diesen Trends müssen sich die Anbieter stellen, gleichzeitig wurde aber auch die Forderung nach einem Level Playing Field gestellt, also gleichen Voraussetzungen bei sensiblen Themen wie Daten- und Verbraucherschutz. Die Anbieter suchen zum Teil also noch ihre Rolle in der Zukunft, von der aber kaum jemand weiß, wie sie konkret ausschauen wird. Der VATM wird seine Möglichkeiten nutzen, um die Zukunft der Dienste aktiv mitzugestalten. Einhelliges Fazit war, dass das Format wiederholt werden sollte, um den Diskussionsprozess auch unter Wettbewerbern zu vertiefen.

Der Tag wurde auf Einladung der VATM-Präsidiumsmitglieder Christian Plätke (Geschäftsführer IN-telegence GmbH) und Karsten Rudloff (Geschäftsleitung mr. next-ID) bei einem Dinner im bekannten Kölner Restaurant „Holtmann’s“ beendet, währenddessen die Erkenntnisse des Nachmittags und die persönlichen Kontakte in lockerer Atmosphäre intensiviert werden konnten.