Was erwarten Investoren beim Glasfaser-Ausbau? UGG und Allianz Capital Partners im Gespräch

Was erwarten Investoren beim Glasfaser-Ausbau? UGG und Allianz Capital Partners im Gespräch

VATM-Mitgliedsunternehmen Unsere Grüne Glasfaser (UGG) ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Allianz und der Telefónica-Gruppe. Hier sprechen Jens Prautzsch, CEO von Unsere Grüne Glasfaser (UGG), und Investor Jörg Spanier, Co-Head Infrastructure in München bei Allianz Capital Partners, über den Glasfaserausbau in Deutschland.

 

Herr Prautzsch, die UGG ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Allianz und Telefónica Gruppe, um Glasfasernetze in Deutschland zu bauen. Was sind die Ziele der UGG?

Jens Prautzsch: „Unsere Mission ist es, flächendeckende FTTH-Netze zu implementieren. Unser Fokus liegt hier auf ländlich geprägten Regionen, in Gemeinden um die 10.000 Haushalte. Unser Ziel ist es als neutraler, unabhängiger Anbieter an die 2 Millionen Haushalte in den kommenden Jahren mit circa 50.000 km Glasfaserkabel zu versorgen. Dafür stehen uns von den Investoren bis zu 5 Milliarden Euro Investitionsvolumen zur Verfügung.“

 

Herr Spanier, der Allianz gehören 50% der Anteile an UGG. Warum investiert die Allianz in ein Glasfasernetz? Was erwartet ein Glasfaser-Investor vom Ausbau in Deutschland?

Jörg Spanier: „Die Allianz investiert im Auftrag der Allianz-Versicherungsgesellschaften und weiterer Anleger wie Pensionskassen und Versorgungswerken und ist einer der größten Infrastrukturinvestoren der Welt. Digitale Infrastruktur ist ein wesentlicher Baustein für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung von Ländern. Schnelles Internet gehört heute – was insbesondere die Pandemie unterstrichen hat – zur Daseinsvorsorge. Die Allianz ist bereits in mehrere Projekte zum Ausbau von Glasfaser in anderen Ländern engagiert. Deshalb war unser Ziel, gemeinsam mit der Telefónica Gruppe, auch in unserem Heimatmarkt Deutschland in digitale Infrastruktur zu investieren. Unsere Versicherten, deren Gelder wir anlegen, können sozusagen doppelt profitieren, von schnellem Internet und Erträgen für ihre Altersvorsorge.“

 

Die UGG gibt es nun knapp 1,5 Jahre. Wie zufrieden sind sie mit dem Start der UGG und dem deutschen Glasfasermarkt?

Jens Prautzsch: „Nachdem wir uns im Jahre 2021 als Unternehmen aufgestellt haben, war 2022 nun unser erstes komplettes Jahr im Markt. Als CEO bin ich mehr als zufrieden mit dem, was wir erreicht haben. 2022 war ein wirklich erfolgreiches Jahr für die UGG, in dem wir mit über 300 Gemeinden vereinbart haben, sie mit Glasfaser zu versorgen. Wir sind sehr stolz auf das, was wir als Unternehmen in so kurzer Zeit erreicht haben. Aber das schaffen wir natürlich nicht allein – deshalb hier einen ganz herzlichen Dank für das Vertrauen der Kommunen, unserer Partner und natürlich an die Investoren.

 

Jörg Spanier: „Wenn man bedenkt, welche Herausforderungen das junge Team der UGG in den ersten 1,5 Jahren gemeistert hat, so kann man von einem sehr erfolgreichen Start sprechen. Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Inflation und Lieferkettenprobleme, all das hat den Markt durcheinandergewirbelt. Als langfristiger Infrastrukturinvestor, der in mehreren anderen Glasfaserausbauprojekten engagiert ist, sind wir gewohnt, auch in anspruchsvollen Rahmenbedingungen zu agieren.

 

Jens Prautzsch: „Die Finanzierung des geplanten Ausbaus steht und wir arbeiten weiter an der Skalierung des Ausbaus und können hier auf die Erfahrung unserer starken Partner Telefónica und Allianz zurückgreifen. Für den deutschen Glasfasermarkt sehen wir das Open Access-Geschäftsmodell als klaren Vorteil für die Gemeinden und Endkunden, da es den Wettbewerb auf der Retail-Seite und damit ein breiteres Endkundenangebot stärkt.“

 

Der Markt in Deutschland ist in Bewegung, der Wettbewerb hat zugenommen. Ein erstes Unternehmen hat sich z.B. aus dem Glasfaserausbau zurückgezogen. Herr Spanier, wie lange ist der Atem von Telefónica und Allianz in diesem Wettbewerb?

 Jörg Spanier: „Wie gesagt, wie investieren unter anderem im Auftrag unserer Versicherungskund*innen und haben einen sehr langen Anlagehorizont. Das können je nach Projekt auch mal 30, 40 Jahre und mehr sein. Wir haben in den letzten 15 Jahren über 25 Milliarden Euro in Infrastruktur investiert, und davon mehrere Milliarden in digitale Infrastruktur. Als langfristiger Investor können wir es uns nicht erlauben nur kurzfristig zu denken und zu planen und stehen daher gemeinsam mit unserem Partner Telefónica der UGG als starke und verlässliche Partner zur Seite.“

 

Jens Prautzsch: „Ich sage allen Gemeinden und Geschäftspartnern immer, dass wir ‘gekommen sind, um zu bleiben‘. UGG bedeutet: Telefónica „Glasfaser-Know-how“ powered by Allianz. Dabei steht die „Power“ nicht nur für leistungsstarke Glasfaserverbindungen, sondern auch für Finanzstärke und Erfahrung. Das eröffnet uns auch im Ausbau viele Vorteile gegenüber dem Wettbewerb. So benötigen wir keine Vorvermarktungsquote in einer Kommune, wenn sich eine Gemeinde für den Ausbau mit der UGG entscheidet, bauen wir flächendeckend den ganzen Ort aus. Außerdem bieten wir ein Glasfasernetz mit einem Open Access für alle Internet Service Provider an. Die Haushalte können sich also selbst entscheiden, bei welchem unserer Anbieter sie einen Glasfaseranschluss buchen wollen. Aus dem Grund, weil wir gemeinsam mit unseren Investoren an die Zukunft der Glasfaser glauben.“

 

Konkurrenz belebt das Geschäft. Herr Prautzsch, was sind die Ziele von UGG für 2023 in diesem ambitionierten Umfeld?  

Jens Prautzsch: „UGG und seine Eigentümer sind angetreten, um einen Beitrag beim flächendeckenden Glasfaserausbau zu leisten. Und das werden wir auch in 2023 mit ganzer Kraft und unserem hochmotivierten Team vorantreiben. Dabei haben wir bei UGG die Kommunen im Ganzen im Blick und verpflichten uns im Vergleich zu so manchem Wettbewerber die gesamten Gemeinden und nicht nur Teilbereiche auszubauen. Wie erwähnt ist auch eine Vorvermarktung ist dabei nicht erforderlich. Als neutraler Infrastruktur-Anbieter laden wir alle Internetdienstanbieter ein, auf unser offenes Netz zu kommen. Wir begrüßen die Belebung des deutschen Glasfasermarktes, solange ein effizienter und ressourcenschonender Ausbau, der die bestmögliche Versorgung aller Bürger*innen garantiert, gewährleistet ist.“