VATM-CeBIT-Abend war wieder der Branchentreffpunkt Breitbandausbau, TAL-Preis und Vectoring im Mittelpunkt

Auch in diesem Jahr war der CeBIT-Abend des VATM wieder der Treffpunkt der TK-Branche während der weltgrößten Computermesse. Rund 250 Vertreter der VATM-Mitgliedsunternehmen, Journalisten, Vertreter der Ministerien, der Bundesnetzagentur und der Politik nutzten am Eröffnungstag der CeBIT die Gelegenheit, sich in der Bodega „Acanto“ in Hannover intensiv auszutauschen.

Erstmals begrüßte an diesem Abend Peer Knauer als neuer VATM-Präsident die Gäste. Der Ausbaustand und die Perspektiven des Breitbandausbaus in Deutschland standen im Mittelpunkt der Antrittsrede von Knauer, stellvertretender Beiratsvorsitzender der Versatel GmbH.

„Die Telekommunikationsbranche steht vor einer neuen Ära der digitalen Revolution“, so Knauer. Die drei Treiber-Themen seien derzeit Mobilität, Cloud Computing sowie M2M-Kommunikation, mit den Breitbandnetzen als Erfolgsfaktor im Hintergrund. Zwar könne die Branche stolz darauf sein, dass fast alle weißen Flecken im Land inzwischen mit niedrigen Breitbandraten erschlossen seien. In Bezug auf die Versorgung mit hohen Breitbandraten sei das Land allerdings von den angestrebten Zielen der Bundesregierung noch weit entfernt.

Große Sorge bereiten dem neuen VATM-Präsidenten der Mietpreis für die Teilnehmeranschlussleitung (TAL), den die Wettbewerber an die Telekom entrichten müssen, und das Thema Vectoring. „Für mehr Wettbewerb am Kabelverzweiger und einen rentablen Ausbau brauchen wir einen niedrigeren TAL-Preis“, unterstrich er.

Vectoring sei aus Sicht des VATM zwar eine interessante und sinnvolle, jedoch nur für einen vorübergehenden Zeitraum einzusetzende Technologie. Unter drei Bedingungen könne man in Kauf nehmen, dass die Entbündelung am Anschluss zugunsten hoher Bandbreiten vorübergehend ausgesetzt werde. So müsse Chancengleichheit zwischen der Telekom und den Wettbewerbern hergestellt werden und die bereits getätigten Investitionen der Wettbewerber (bereits angeschlossene KVz) dürften nicht gefährdet werden. Einen Lösungsvorschlag dazu habe der VATM dem Regulierer schon unterbreitet. Und nicht zuletzt müsse bei einem Vectoring-Angebot der Telekom gewährleistet sein, dass für alle anderen Anbieter ein Vorleistungsprodukt „Bitstrom Layer 2“ am Markt sei.

„Zweifellos ist der Breitbandausbau in Deutschland eine große Herausforderung für die nächsten Jahre, die nur zu meistern ist, wenn die Investitionen zwischen der Telekom und den Wettbewerbern geteilt werden“, so Peer Knauer. Das diesjährige CeBIT-Motto der „Shareconomy“, also der Ökonomie des Tauschens und Teilens, lasse sich insofern auch auf den Breitbandausbau übertragen. Der VATM-Präsident: „Nur über die Vielfalt der Technologien und Anbieter sind die ehrgeizige Breitbandziele der Bundesregierung noch zu erreichen. Nur so wird der Breitbandmotor nicht abgewürgt.“

Simon Kissel, geschäftsführender Gesellschafter von Viprinet und Erfinder von Bündelungsroutern, erklärte im Pressegespräch des Abends, das seiner Firma zugrunde liegende Geschäftsmodell des „Bondings“. Für eine stabile und ausfallsichere Breitbandanbindung fasst der Anbieter dabei die Datenverbindungen verschiedener Technologien auf einem Router zusammen. Die von ihm und seinem Team entwickelten Multichannel VPN Router und Hubs bündeln unterschiedliche Technologien wie DSL, UMTS oder LTE. Dadurch sind selbst in einem fahrenden Wagen stabile Videokonferenzverbindungen möglich, beispielsweise für eine Arztbegleitung im Krankenwagen. Im Stand kann die Daten-verbindung noch per Satellitenschüssel erweitert werden. Ein solches Fahrzeug konnten die Gäste des VATM-CeBIT-Abends direkt vor Ort in Augenschein nehmen.

Im Moment spüre er den Breitbandbedarf deutlich, erklärte Kissel. „Für unsere Anschüsse brauchen wir den ganzen Mix mit alle Technologien. Entsprechend sollten wir in Deutschland in allen Bereichen weiter ausbauen.“

Auch Volker Leyendecker von SES Broadband Services S.A. kann seinen Kunden standortunabhängig Breitbandverbindungen zur Verfügung stellen. Bis zu 20 Mbit/s sind via Satellit mittlerweile zu vergleichbaren Preisen möglich. Etwa 20.000 Euro kalkuliert SES für die Breitbandversorgung eines ganzen Ortes. Dabei ist das Unternehmen offen für alle Technologien und für Kooperationen. So erfolgt die Verteilung innerhalb des Ortes dann über Funk- und Kabelnetze.

In seiner anschließenden Keynote des Abends befasste sich Kissel unter anderem mit der Ehrlichkeit in Bezug auf den Breitbandausbau. Es seien bei den Kunden Erwartungen geweckt worden, die in der Praxis nicht zu halten seien, kritisierte Kissel. Er teile den Erfolgsoptimismus der Regierung nicht und habe starke Zweifel daran, dass 50 Prozent der Haushalte bereits 50 Mbit/s an ihrem Anschluss verfügbar hätten. Unter anderem beklagte der Viprinet-Chef auch Verzerrungen im Markt durch Subventionen.

Der VATM-CeBIT-Abend fand mit freundlicher Unterstützung der E-Plus-Gruppe, Viprinet und SES Astra Broadband Services statt.